Wir sind eine Stimme – Der Sprech-Chor als Gruppenkunst

Singende Chöre kennt jeder, aber – so verwunderlich es vielleicht klingt – wir begegnen auch Sprechchören häufig in unserem Alltag. Wenn eine Schulklasse „Guten Morgen, ….!“ sagt, wenn Sprechchöre im Fußballstadion skandieren, wenn bei einer politischen Demonstration Phrasen gerufen werden oder wenn in der Comedy auf die Publikums-Frage „Gehts euch gut?“ mit „Jaaaa!“ geantwortet wird – immer dann haben wir es mit sprechenden Chören zu tun.

Die künstlerische Arbeit mit Sprechchören ist faszinierend, weil man mit anderen Menschen zusammen einen einzigen Chorkörper bildet, dessen Gesamtklang wie eine einzige, riesige und facettenreiche Stimme erscheint.

In den 90er Jahren wurden Sprechchöre vielfach im Theater eingesetzt, sei es als monumentale menschliche Klang-Mauern, sei es als ein fein orchestrierter Zusammenklang verschiedener Stimmen. Mit solchen Chören lassen sich schwierige Inhalte wirkungsvoll präsentieren. Chorisch lassen sich so unterschiedliche Dinge wie Gedichte, Statistiken, historische Ereignisse oder Zeitungsmeldungen erzählen.

Neben der Verschmelzungs-Erfahrung, die man in der Gruppe erlebt, wenn man mit anderen zusammen synchron spricht, lernt man im Workshop das Loslassen des eigenen EGOs und das kollektive Gestalten. Mit verschiedenen spielerischen Techniken entwickelt sich ein künstlerischer Prozess, bei dem nicht mehr gesagt werden kann, von wem Einfälle und Ideen kommen. Sie entstehen aus dem Zusammenwirken der Beteiligten.